Wenn die Arbeit durch die Technik erschwert wird:
Wir hatten vor kurzem Medikamentenverordnungen in unserem Krankenhausinformationssystem (KIS) hinterlegt, die für Kinder nicht geeignet sind (zum Beispiel konnten wir vorübergehend Ibuprofen nur als 400mg Tablette verordnen oder mussten eine Sondermedikation erstellen um einen einfachen "Fiebersaft" verabreichen zu lassen, der Rezeptfrei in der Apotheke erhältlich ist)Im Vergleich dazu wäre es vor einigen Jahren vielleicht so gelaufen: In der Papierkurve war das ein Wort des Arztes in der Visite zur Gesundheits- und Krankenpflegefachkraft (früher Krankenschwester oder Pfleger) "Ibu 200, 3 mal" die kompetenten Kollegen der Pflege schrieben dann vielleicht schon die Milliliterzahl oder die Menge in Milligramm Ibuprofen ab sofort dreimal Täglich auf und setzten dreimal tägliche Temperaturkontrollen mit dazu, und zwar zu Zeiten die in ihren Arbeitsablauf passten. Heute muss das alles ordentlich durch den (Assistenzarzt) im KIS dokumentiert sein, durch viele Klicks, angefangen bei der genauen Wahl des Medikamentes (Ibuprofen als Original oder von dem größten Pharmakonzern, oder 6 andere generische Anbieter, auswählen, schauen, dass in der Anordnung die richtige Tablettenstärke steht, denn dass soll dann gleich noch irgendwann den Bestellvorgang automatisieren? Idealerweise nur ein Anbieter: Ibuprofen 400 vom Konzern der der Klinik das beste Angebot machte, dann anstatt drei mal 400 muss jetzt geschaut werden, zu welcher Uhrzeit das verordnet wird, KIS gibt für den Konzern X 4 feste Zeiten vor, die passen aber nicht in die Abläufe meiner Stationspflege, also eine individuelle Uhrzeit einstellen. dann freigeben, Achtung, rückwirkend eintragen geht nur bei genauer Eingabe der Uhrzeit. Statt 5 Sekunden dauert eine Medikamentenverordnung jetzt mindestens 1-2 Minuten, manchmal auch 5 Minuten, wenn gerade der Computer länger zum Laden der Patientenakte benötigt, oder das Medikament nicht in der Vorzugsliste der Kliniksapotheke steht. Mindestens aber der Weg vom Patienten zum Desktoprechner, denn Laptops am Patientenbett sind vielerorts noch nicht verfügbar. Das sind teilweise die Wehen der Geburt eines anderen Systems, die diese Erschwernisse mit sich bringen und teilweise auch in einer Übergangsphase unvermeidlich sind.(auch wird momentan fast alles noch doppelt archiviert in einer digitalen und einer ausgedruckten Krankenakte) Nur wie lange dauert die Übergangsphase? Ich hatte mein erstes Laptop erst 1999, zu Beginn des ersten Studiums / Ausbildung. Das sind jetzt 19 Jahre, als ich 2013 in der ersten Uniklinik tätig war, schrieben die Ärzte immer noch in winziger unleserlicher Schrift von Hand auf Breite Papierbögen ("Kurven") auf denen man bei einer Hämatoonkologischen Medikation mit täglichen Wechseln der Dosis An- und Absetzen von Medikation und bis zu zehn verschiedenen Medikamenten am Ende kaum noch zuordnen konnte zu welchem Medikament welche Dosierung gehörte. Damals war der Computer schon dazu aufgestiegen die Sekretärinnen reihenweise ihrer Aufgaben des Abtippens von diktierten Berichten zu entlasten und diese Aufgabe direkt den Ärzten zuzuordnen. Wie ich es aus dem obigen Artikel auf Perspective Daily verstanden habe, wird angestrebt, dass der Computer in Zukunft Vorschläge macht, wie eine gute weitere Diagnostik ablaufen soll und damit die Arbeitszeit am Rechner verkürzt.
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