Wenn ich mich erinnern möchte, und vielleicht auf die ersten Bruchstücke von Erinnerung in meinem Leben zugreifen möchte, dann sind das wahrscheinlich die Frage nach dem "Warum". Meine Eltern hatten glaube ich unglaublich viel Geduld, die Frage nach dem Warum zu beantworten und gaben nicht schnell auf, wenn Ihnen das Wissen fehlte.
Meine Ethik ist darum auch eine Warum-Ethik. Das ist keine Frage, Ich frage nach dem Grund, dem Ursprung, der Quelle.
Im Meer des Wissens baden alle Menschen, den Fluss des Lernens gehen nur wenige und aus der Quelle der Erkenntnis kannst nur du selbst trinken.
Einen ähnlichen Satz hatte ich dann folgerichtig in einem Philosophie Projekt in der 11. Klasse verfasst, nachdem ich Sophies Welt1 gelesen hatte. Ohne die Frage nach der Quelle unseres Handelns und Denkens können wir uns nicht selbst erkennen2 3 . Schon sehr alt ist diese Aufforderung und sicher nicht meine eigene.
Wenn unsere Naturgesetze zutreffen, dann geht die Warum-Ethik auf das Gesetz von Ursache und Wirkung. Wir beobachten eine Wirkung und erkennen darin das Vorhandensein einer Ursache. Ob diese Erkenntnis letztlich zu der Schlussfolgerung führt, dass wir dem Urknall entstammen und uns aus diesem Einen Punkt heraus entwickelten, oder ob der Urknall seinerseits eine Ursache hatte ist letztlich für die folgenden Überlegungen hier unerheblich. Persönlich möge jeder das glauben was er oder sie möchte, meine Überzeugung wird sich dadurch nicht ändern.
Vielmehr möchte ich gemeinsam auf die Spurensuche nach unserer gemeinsamen Quelle gehen. Warum sind so viele Dinge überall auf der Welt in allen Kulturen ähnlich? Wenn wir Tugenden betrachten und Moral, warum begegnen wir immer wieder den gleichen Mustern? Wenn wir auch Fehlverhalten und Sünden anschauen, warum ist das auch überall ähnlich, oder gleich?
Warum können wir unser eigenes Fehlverhalten so gut tolerieren und in ein positives Selbstbild integrieren, aber das Fehlverhalten anderer Menschen nicht so einfach? Warum empfinden wir uns selbst als so anders als andere und leiden darunter? Warum vermehren wir dieses Leid durch unser Streben regelmäßig?
- 1Jostein Gaarder, Sophies Welt (München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1991).
- 2"Γνῶθι σεαυτόν" (Gnothi seauton; lateinisch: Nosce te ipsum oder Temet Nosce; Know thyself, "Erkenne dich selbst") stand über einem Eingang des Apollo-Tempels von Delphi und galt als Imperativ des Gottes Apollo.
- 3„Gnothi seauton“, in Wikipedia, 18. Mai 2020, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gnothi_seauton&oldid=2000750….