Die als Aufmerksamkeitsstörungen fallen in der Klassifizierung der WHO (ICD version 10) in zwei verschiedene Kategorien, einerseits unter die Störungen mit Hyperaktivität (klassisch ADHS/ADHD F90) und andererseits die Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität (ADS F98.8)
Die Unterscheidung zu depressiven oder anderen emotionalen Störungen oder anderen Störungen des Sozialverhaltens ist nicht immer einfach, daher sollte eine emotionale Diagnostik durchgeführt werden, gerade bei depressiven Störungen ist fast immer auch die Aufmerksamkeit beeinträchtigt, ebenso kann diese aber auch durch Ängste, Zwangsgedanken oder psychotische Störungen wie Stimmenhören beeinflusst sein, oder im Rahmen beispielsweise eines Autismus auftreten diese Erkrankungen müssen also ausgeschlossen werden. Auch muss in der Diagnostik die intellektuelle Leistungsfähigkeit beachtet werden.1
Die Leitlinien empfehlen:
Die Diagnose soll gestellt werden auf der Grundlage:
einer umfassenden strukturierten Exploration des Patienten und – v.a. bei Kindern und Jugendlichen – seiner Bezugspersonen (vor allem der Eltern, wenn möglich auch der Lehrer
/ Erzieher, einschließlich schriftlicher Berichte und Zeugnisse) zu:
- der aktuellen ADHS-Symptomatik (Art, Häufigkeit, Intensität) in verschiedenen Lebensbereichen (Familie, Schule, Freizeitbereich) und der situativen Variabilität in diesen Lebensbereichen (z.B. bei Hausaufgaben, bei Familienaktivitäten),
- den daraus resultierenden Einschränkungen der Funktionsfähigkeit (z.B. in den Beziehungen, der Leistungsfähigkeit, der Teilhabe),
- aktuellen koexistierenden psychischen Symptomen / Störungen oder körperlichen Erkrankungen,
- der aktuellen und früheren Rahmenbedingungen, Ressourcen und Belastungen in der Familie und im Kindergarten / in der Schule oder am Arbeitsplatz, einschließlich der psychischen und körperlichen Gesundheit der Bezugspersonen,
- der störungsspezifischen Entwicklungsgeschichte (z.B. Beginn und Verlauf der Symptomatik) vor dem Hintergrund der allgemeinen Entwicklungsanamnese einschließlich relevanter Vorbehandlungen,
- der Ressourcen, Wünsche und Bedürfnisse des Patienten und seiner Bezugspersonen,
- der Familienanamnese, insbesondere mit Anhaltspunkten auf eine ADHS bei Eltern / Geschwistern / Kindern;2
Daraus folgt, dass zur Diagnostik einer Aufmerksamkeitsstörung eine Vorstellung bei einer ambulanten Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie stattfinden sollte.
Eine Leistungsdiagnostik sollte durchgeführt werden, ebenso eine emotionale Diagnostik.
Siehe auch:
- https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/028-045.html (S3 Leitlinie in dieser Form gültig bis 05/2022)
- Kurzfassung der Leitlinie "ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen" https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/028-045k_S3_ADHS_2018-06.pdf PDF 1,48 MB
- Langfassung der Leitlinie "ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen" https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/028-045l_S3_ADHS_2018-06.pdf PDF 2,05 MB
- Leitlinienreport https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/028-045m_S3_ADHS_2018-06.pdf PDF 1,17 MB
- Kurzinformation "ADHS – einfach nur viel Energie oder schon hyperaktiv?" https://www.awmf.org/fileadmin/user_upload/Leitlinien/028_D_G_f_Kinder-_und_Jugendpsychiatrie_und_-psychotherapie/028-045k1_S3_ADHS_2019-12.pdf
Für Links zu weiteren Primär und Sekundärquellen siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
- 1Gerd Lehmkuhl, Lehrbuch der Kinder- und Jugendpsychiatrie, 2013.
- 2Seite 39 in https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/028-045l_S3_ADHS_2018-06.p…