Immer wieder komme ich im Medizinstudium zu der Frage: Was ist eigentlich ein guter Arzt und ich bemerke es auch immer wieder in der Klinik wenn ich mit Ärzten zusammenarbeiten die gut sind. Niemand ist immer gut kann man behaupten denn die Herausforderungen an einen guten Arzt sind sehr hoch.
Kann er zuhören? Diese vielleicht wichtigste Eigenschaft des Arztes wird im klinischen Alltag nahezu verunmöglicht durch den Zeitdruck der Stationsarbeit, wo jeder gesagte Satz auch am besten dokumentiert sein sollte, für eine Übergabe an den nächsten Behandelnden Arzt, wo nicht der Patient ein offenes Ohr braucht, sondern auch die Assistenzärztin in Ausbildung, der Krankenpfleger, und zusätzlich mehr und mehr die Kollegen anderer Fachdisziplinen, das Medizincontrolling, und die vielen weiteren Menschen und Dinge die eine volle Aufmerksamkeit des Arztes verlangen. Auch die Geräte gehören nun immer mehr dazu, so kann der Flow
Die Sueddeutsche schreibt ganz schön in einem Artikel über eine "Heile Welt"
Die Studie will den Anteil des Placebo-Effektes welcher durch das Vertrauen zum Arzt entsteht eingefangen haben indem einmal die schmerzhemmende Wirkung von Oxytocin (beziehungsweise die Abwesenheit von Schmerzhemmung durch Oxytocin) geprüft wurde und daraufhin gezeigt wurde, dass mit statistischer Signifikanz die Patienten die Patienten die mit Oxytocin "benebelt" ihrem lügenden Arzt geglaubt haben, dass er ihnen nicht weh tut und weniger Schmerz angegeben haben, während die klaren Patienten, ohne Einfluss von Oxytocin mehr Misstrauen gegenüber dem Arzt hatten und auch mehr Schmerz empfanden.
Natürlich ist somit möglicherweise ein Teil des Placebo-Effektes erklärt, aber auch nur möglicherweise, denn die Realität insbesondere der Psyche ist nur schwer in einem solchen Experiment abzubilden, so war zwar weder Studienteilnehmer noch Studienarzt bewusst ob der Patient Oxytocin bekommen hatte oder nicht, jedoch wusste der Arzt dann wohl doch, dass er eine unwirksame Substanz als Analgetikum vorgaukeln sollte. Jedenfalls war diese Studie durch eine Ethikkommission erlaubt und sie zeigt uns, dass die Einstellung des Patienten zu der Behandlung, oder dem Behandler, oder sich sich selbst einen Einfluss auf die Wahrnehmung von Temperatur beziehungsweise Schmerz hat. Eigentlich nichts neues, aber in der Wissenschaft ein Schritt zum Verständnis der Effektivität des Placeboeffekts in einer wenigsten kurzzeitigen Wahrnehmungsänderung. Der Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom Wochenende geht nur kurz auf die Studie ein, wie schon gesagt mit dem falschen Namen des JAMA. Dabei verbirgt sich hinter dieser laut SZ "eindrucksvollen Studie" nur ein Research letter, also eine Art wissenschaftlicher Leserbrief. Wie die meisten Medikamentenstudien an gesunden Probanden, beinhaltet sie keine weiblichen, jüngeren oder älteren Studienteilnehmer und zeigt hier schon nur den Effekt bei einer Minderheit der Bevölkerung. Viel interessanter ist jedoch welche Referenzen die Autoren angeben, es sind zwar nur fünf, allerdings taucht darin ein Author gleich zweimal auf, Ted J. Kaptchuk
ist ein renommierter Forscher auf dem Gebiet Placebo und Alternativmedizin, insbesondere hat er sich durch sein Buch "Chinese Medicine, The Web that has no Weaver"
Das bringt also den Kreis zurück auf die Kunst des Arztberufs, die Verständigung mit dem Patienten muss gut sein, Verständnis soll nicht nur der Arzt für das Anliegen des Patienten haben, sondern auch der Patient muss Verständnis für die Rationale der Therapie haben. So ähnlich hat dies auch Prof. Paul U. Unschuld in einem Vortrag in Mainz
ausgeführt, indem er Sinngemäß sagte, dass seiner Ansicht nach für eine effektive medizinische Behandlung auch das Verständnis des Patienten für die Therapie vorhanden sein sollte.
Vertrauen, und gegenseitiges Verständnis sind also wichtige Eigenschaften die einem Arzt und seinen Patienten gut tun.
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